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Verehrte Leserinnen und Leser,

Europa wächst zusammen - vor allem im niederrheinischen Grenzgebiet zwischen Deutschland und den Niederlanden bemerkt man diese Tatsache desöfteren. Der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) kann damit bislang allerdings (noch?) nicht Schritt halten, zum Teil entwickelt er sich sogar zurück. Aktuelles Beispiel dafür ist die Aufgabe der durchgehenden Anschlussverbindung von Mönchengladbach über Niederkrüchten-Elmpt nach Roermond. Die niederländische Provinz Limburg hatte zum Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember ihr Busliniennetz neugeordnet und zugleich nach einer Ausschreibung an einen neuen Betreiber vergeben. War zunächst in Publikationen sogar von einer durchgehenden Busverbindung zwischen Roermond und Mönchengladbach zu lesen - freilich ohne Details einer solchen zu nennen -, stellte sich die Situation zum Planwechsel so dar, dass der von Roermond kommende Bus gar nicht mehr die Staatsgrenze bei Elmpt erreicht. Folglich endete die aus Mönchengladbach kommende Schnellbus-Linie SB83 seither ohne Anschlussbeziehung an der Grenze, das alternativ vom Fahrgast zu bestellende RegioTaxi ist einerseits unattraktiv und andererseits nicht immer problemlos aus Deutschland zu ordern. Die entsprechende und nachvollziehbare Konsequenz: Der Schnellbus endet fortan wieder am Deutschen Zollamt und fährt nicht mehr (leer) bis zur Grenze - am Zollamt war bereits bis in die zweite Hälfte der 1990er Jahre Endstation, bevor die Anschlussverbindung nach Roermond im Sinne eines zusammenwachsenden Europas geschaffen worden war.

Auch an den übrigen Grenzübergängen stellt sich das Verkehrsangebot im ÖPNV eher mager dar. Zwar wurden zum Fahrplanwechsel die Verbindungen aus den Niederlanden in den Kreis Heinsberg verbessert, entlang der Grenze zum Kreis Viersen bieten hingegen die stündlich verkehrenden RegionalExpress-Züge nach Venlo die einzige Übertrittsmöglichkeit. Weiter nördlich ist erst zwischen Kleve und Nimwegen ein ansprechendes und regelmäßiges Busangebot festzustellen. Auf der Schiene sieht es indes nicht besser aus: Die RegionalBahnen von Mönchengladbach nach Dalheim enden dort einige hundert Meter vor der Landesgrenze, und solange das Politikum eines möglichen Schienengüterverkehrs über die alte Trasse des sogenannten "Eisernen Rheins" nicht abschließend geklärt ist, wird sich trotz aller Untersuchungen und Bekundungen daran vermutlich auch nichts ändern. Ob bis dahin die RegionalBahnen angesichts sinkender Zuschussmittel und verhältnismäßig geringer Fahrgastzahlen auf der deutschen Stichstrecke noch verkehren, bleibt fraglich.

Den Mönchengladbacher Einzelhändlern wird es womöglich sogar recht sein, dass die Kaufkraft nicht auch noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die benachbarten Niederlande und hier insbesondere in das Outlet-Center in Roermond abwandern kann. Allerdings nimmt jetzt auch ein neues Einkaufszentrum an Stelle der bisherigen Musical-Bühne in der Mönchengladbacher Innenstadt konkrete Formen an. Dies wird eine veränderte Verkehrsführung erfordern - und in dieser Diskussion wird erneut der Busverkehr in der Fußgängerzone Hindenburgstraße in Frage gestellt. Da unterdessen die Bauarbeiten zur grundlegenden Modernisierung des unteren Teilabschnitts der Einkaufsstraße voranschreiten, sei an dieser Stelle nochmals auf die Argumentation im vor einem Jahr erschienenen Blickpunkt zu diesem Thema verwiesen.

Dass diese Argumente nicht fernab der Realität sind, zeigt indes ein Blick in den Stadtteil Rheydt: Dort ist geplant, die Friedrich-Ebert-Straße - eine unmittelbar an den zentralen Marienplatz angrenzende Einkaufsstraße in der Rheydter Innenstadt - zunächst für den Busverkehr wieder zu öffnen. Bislang werden die Busse der Linien SB1, 001 und 002 über den Rheydter Ring zum Marienplatz geführt. Hintergrund der geplanten Umgestaltung ist die Hoffnung der zuständigen Bezirksvertretung, die Einkaufsstraßen Friedrich-Ebert-Straße und Hauptstraße spürbar beleben zu können. Für rund 100.000 Euro sollen Mitte des Jahres die notwendigen baulichen Maßnahmen in Form der Entfernung einer Verkehrsinsel und der Neueinrichtung einer Bushaltestelle erfolgen.

Vorerst bleiben also einige Widersprüche festzuhalten - sowohl in Bezug auf das zusammenwachsende Europa als auch auf die verkehrspolitischen Meinungen innerhalb einer einzigen Stadt. Ob sich dies in Zukunft ändern wird, werden wir nicht zuletzt an dieser Stelle weiter verfolgen. Zunächst wünschen wir Ihnen jedoch ganz eindeutig viel Freude bei der Lektüre von niederrheinbus.de und sonnige Frühlingstage!

Viersen und Besigheim, im März 2007

Manuel Bosch