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Liebe Leserinnen und Leser,

inzwischen ist bekannt, dass nach drei Lieferungen der Fahrzeugbaureihe Citaro von Mercedes-Benz in diesem Jahr erstmals seit 2002 wieder Neufahrzeuge von MAN bei den städtischen Verkehrsbetrieben am linken Niederrhein in Dienst gestellt werden. Ein Novum dabei ist, dass der Gesamtauftag der Ausschreibungsgemeinschaft nicht an einen einzigen Hersteller ging, sondern die Betriebe in Duisburg und Moers weiterhin auf Mercedes-Benz setzen.

Damit hat sich auch in dieser Beschaffungsgemeinschaft der in den letzten Jahren bei ähnlichen Kooperationen festzustellende Trend zur Aufteilung des Gesamtpaketes auf mehrere Lieferanten durchgesetzt. Dies ist insofern bedenklich, als es dem eigentlich Sinn einer solchen Ausschreibungsgemeinschaft - nämlich über möglichst hohe Stückzahlen geringere Preise erzielen zu können - entgegen läuft. Doch in diesem Jahr spielten vermutlich zwei entscheidende Faktoren eine Rolle: Zum einen der Angebotspreis der beiden Hersteller, zum anderen die Unternehmensphilosohien der beteiligten Betriebe. Entschieden sich Mönchengladbach, Viersen und Erkelenz für das offenbar preisgünstigere Produkt, das allerdings schon mit Motoren nach der Euro 4-Norm ausgestattet ist, so erhoffen sich Duisburg und Moers für den höheren Preis auch eine höhere Qualität - die dortigen Erfahrungen mit den vergangenen Citaro-Bauserien scheinen entsprechend auszufallen. Dafür verzichtet man auf die Euro 4-Technik und beschafft letztmals die bewährten Euro 3-Maschinen.

Positiv zu bewerten ist in jedem Fall, dass die linksrheinischen Betriebe sich nicht wieder in die jahrelange Abhängigkeit eines einzigen Herstellers begeben, wie dies mit der ausschließlichen Beschaffung von MAN-Fahrzeugen zwischen 1998 und 2002 der Fall war, sondern nach drei Jahren der Beschaffung des gleichen Fahrzeugtyps nun ein Wechsel bevorsteht. Ein stetes Bemühen der Lieferanten um überzeugende Angebote und eine qualitativ hochwertige Fertigung der Fahrzeuge ist nur zu Erreichen, wenn man bei den Beschaffungen taktisch geschickt beide Hersteller fordert. Insofern bleibt es mit Spannung abzuwarten, wie sich die diesjährigen MAN-Omnibusse in der jüngst überarbeitenen Ausführung präsentieren.

Die Neugestaltung des unteren Abschnitts der Fußgängerzone Hindenburgstraße in Mönchengladbach hat inzwischen planmäßig begonnen. Nachdem sich unserer Blickpunkt mit der Diskussion um eine Herausnahme des Omnibusverkehrs aus der Hindenburgstraße auseinandersetzte, wurden zwischenzeitlich Planungen bekannt, nach denen die Schnellbus-Linien SB1 und SB83 auch nach Ende der derzeitigen Umleitungsstrecken nicht auf ihre alte Route durch die Fußgängerzone zurückkehren sollen. Zwar wird offiziell die Begründung vorgeschoben, es handle sich um Schnellbusse, die in einer mit Langsamfahrt zu durchquerenden Einkaufsstraße "nichts verloren" hätten, doch wird diese Maßnahme die Attraktivität der Linien massiv negativ beeinflussen. Gerade die Linie SB83 lebt davon, dass sie aus dem Umland kommend mit hoher Reisegeschwindigkeit nach Mönchengladbach führt, dort jedoch die gesamte Innenstadt zum Ausstieg bzw. in Gegenrichtung zum Einstieg bedient und dabei auch den Umsteigepunkt am Alten Markt anfährt. Zukünftig ist ein stadtnaher Einstieg ebenso wie ein Umstieg zu den wichtigsten Stadtlinien lediglich noch am Hauptbahnhof möglich.

Trotz dieser negativen Planungen mag man angesichts der diskutierten völligen Herausnahme des Omnibusverkehrs aus der Hindenburgstraße allerdings der Ansicht sein, dass mit dieser Lösung noch der geringste Schaden angerichtet wird - die Verlegung einer im 20-Minuten-Takt bedienten Stadtlinie auf eine Alternativroute wäre gewiss mit größeren Problemen verbunden. Doch damit zeigt sich auch, dass die jetzt geplante Herausnahme von nur drei Busfahrten pro Stunde aus der Hindenburgstraße zu keinerlei spürbaren Effekten führen wird. So kommt man letztlich nicht umhin, die Verminderung der Attraktivität zweier bedeutsamer Schnellbuslinien als völlig unnötig zu bewerten.

Wir wünschen Ihnen sonnige Frühlings- und Frühsommertage und eine interessante Lektüre auf niederrheinbus.de!

Viersen und Besigheim, im Mai 2006

Manuel Bosch