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Werte Leserinnen und Leser,

vor bald zehn Jahren ist der neue Zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) am Mönchengladbacher Hauptbahnhof in Betrieb genommen worden. Die moderne und großzügige Anlage ersetzte den 40 Jahre alten bisherigen Busbahnhof, der den Anforderungen eines modernen Nahverkehrs nicht mehr gewachsen war. Im Fokus der Planer stand für den neuen ZOB auch eine deutliche Verbesserung der Wegeführung: Bildeten bisher Fahrspuren für den Individualverkehr eine Barriere zwischen den verschiedenen Bussteigen - zu überwinden nur durch einen nicht mehr zeitgemäßen Fußgängertunnel -, wurde die neue Anlage unmittelbar an das Bahnhofsgebäude herangerückt und eine zentrale Wegeachse zwischen den fächerartigen Längsbussteigen mit dem zentralen Kundenzentrum, den beiden Querbussteigen und dem Bahnhofsgebäude geschaffen. Diese Achse bildet durch den Nebeneingang des Bahnhofsgebäudes die unmittelbare Verlängerung des Bahnsteigtunnels, durch den alle Bahnsteige des Hauptbahnhofs zu erreichen sind.

Im Gegensatz zum Bahnhofsvorplatz wurde das Bahnhofsgebäude zu jener Zeit nicht saniert. Seit Jahren ist die grundlegende Renovierung oft diskutiertes Thema sowohl bei der Deutschen Bahn AG (DB) als auch bei der Stadt Mönchengladbach. Vor einigen Jahren wurde in einem ersten Schritt der Bahnsteigtunnel modernisiert und durch Aufzüge zu den Bahnsteigen ergänzt. Nach etlichen Verzögerungen ist nun auch das Bahnhofsgebäude selbst an der Reihe - endlich, möchte man meinen, wird die Verkehrsstation Mönchengladbach Hauptbahnhof rundum zeitgemäß erscheinen.

Busmodelle aus der Region lieferbar
Die bereits 2008 angekündigten Busmodelle nach Vorbild der Mönchengladbacher NVV sind nun endlich lieferbar. Im H0-Maßstab 1:87 hat die Firma Kembel zwei EvoBus MB O 530 (Cita- ro) der NVV nachgebildet: Den werbefreien Wa- gen 0303 und den Wagen 0402 mit Vollwerbung für "Modellbahnland Arts". Die Modelle kosten jeweils 21,90 Euro - weitere Informationen und Bestellmöglichkeiten gibt es unter
www.modellbahnland-arts.de/busmodell.

Die Firma Rietze hatte ebenfalls im H0-Maßstab 1:87 ein Modell eines EvoBus MB O 530 (Citaro) der aktuellen Bauform der Viersener niederrhein- werke angekündigt. Für dieses Modell wurde die Mindestbestellzahl noch nicht erreicht - Interes- senten sollten das Modell also unbedingt vorbe- stellen, da es sonst nicht produziert wird.

 
























 
Doch die DB hat die weitere Modernisierung des Gebäudes an eine Bedingung geknüpft: Man benötigt einen sogenannten "Ankermieter", der langfristig gewisse Flächen im Gebäude mietet und bewirtschaftet. Das ist insoweit nicht verwerflich - es ist durchaus legitim, die Kosten des Gebäudes durch Mieteinnahmen zu decken, und durch attraktive Mieter genügend Frequenz in den Bahnhof zu brin- gen. Mit einer Schnellimbisskette wurde auch ein solcher Ankermieter gefunden - doch dessen Räumlichkeiten sollen nun im Bereich des Nebeneingangs des angesiedelt werden. Die fatale Folge dieser Planung: Der Nebeneingang muss geschlossen werden, das Bahnhofsgebäude soll künftig nur noch durch den Haupteingang betreten werden können.

Damit wird die seit zehn Jahren bestehende Wegachse vom ZOB durch das Bahn- hofsgebäude zu den Bahnsteigen fatal unterbrochen. Umsteiger zwischen Bahn und Bus müssen künftig auch den Haupteingang nutzen, das heißt einen mühsa- men Umweg um das Schnellrestaurant herum zum Eingang und von dort zurück auf die alte Wegachse laufen. Die bestehende Überdachung zwischen dem Quer- bussteig und dem heutigen Nebeneingang wird sogar entfernt - mit einem Aufwand von bis zu 80.000 Euro für den Abbau und die Rückzahlung von Fördermitteln. Der Druck der DB, die Sanierung sonst nicht durchzuführen, hat ausgereicht, dass Stadt und NVV dem Vorhaben zugestimmt haben. Die Verbindung zwischen sa- niertem Bahnhof und modernem ZOB wird künftig nur noch über einen Umweg funktionieren, eine optimale Verknüpfungssituation zwischen Bahn und Bus mutwillig zerstört.

Einmal mehr scheinen die in Politik und Unternehmen handelnden Personen vergessen zu haben, dass die eigentliche Funktion einer Verkehrsstation die ist, Fahrgästen den Zugang zum Nahverkehr und den Umstieg zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln möglichst komfortabel zu gewähren. Serviceeinrichtungen, Zeitschriften- und Lebensmittelgeschäfte sollen diese Basisfunktion unterstützen, den Aufenthalt und die Nutzung für Kunden des Nahverkehrs attraktiver machen - nicht aber die Mieteinnahmen maximieren, wenn gleichzeitig die Basisfunktion massiv beeinträchtigt wird.

Viersen, im März 2010

Manuel Bosch