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Liebe Leserinnen und Leser,

knapp vier Jahre nach der Überarbeitung des Busliniennetzes im Kreis Viersen hat die verantwortliche Verkehrsgesellschaft Kreis Viersen (VKV) Ende 2008 eine positive Bilanz gezogen. Demnach hat sich das nun durchgängige Angebot mit festen Grundtakten auf allen Linien an Werktagen und am Wochenende bewährt. Das 2005 erstmals im Raum Niederkrüchten und Brüggen eingeführte TaxiBus-System ist zwischenzeitlich auf die Bereiche Kempen, Grefrath und Tönisvorst ausgeweitet worden. Mit der Neukonzeption konnten letztlich 200.000 Buskilometer pro Jahr eingespart werden, und im Jahr 2009 werden die acht Städte und Gemeinden der VKV aufgrund der Rechnungsergebnisse des Jahres 2006 um 600.000 Euro entlastet. Insgesamt zahlen sie 3,4 Millionen Euro für das Busangebot im Kreis.

Das neue Busnetz im Kreis Viersen war Anfang 2005 in die Kritik geraten, weil viele auf den Schülerverkehr ausgerichtete Fahrten und Einsatzwagen ersatzlos entfielen. Nach mehreren Nachbesserungen innerhalb der ersten Monate konnten diese Probleme aber gelöst werden. Verbesserungsbedarf sieht die VKV derzeit noch bei den Schnellbuslinien, die bislang in den Hauptverkehrszeiten entgegen ihrem eigentlichen Sinn jede Haltestelle bedienen. Eine Beschleunigung der Schnellbusse ist sicherlich ein sinnvoller Ansatz für künftige Maßnahmen, kann doch nur ein zeitlich konkurrenzfähiger Busverkehr mit direkten Verbindungen auch im ländlicheren Raum eine Alternative zum Auto darstellen.

Neues Busmodell nach Viersener Vorbild
Nach den beiden im Vorjahr angekündigten Mo- dellen von EvoBus MB O 530 (Citaro) nach Vor- bild der Mönchengladbacher NVV - deren Auslie- ferung sich ins Frühjahr verzögert - wird nun ein weiteres Busmodell aus der Region im H0-Maß- stab 1:87 erscheinen: Die Firma Rietze legt ei- nen EvoBus MB O 530 (Citaro) des Baujahres 2008 in der Version der Viersener niederrheinwer- ke auf. Das Modell wird von Modellbahnland Arts bei Vorbestellung bis zum 31.03.2009 zum Vor- bestellpreis von 23,90 Euro angeboten. Weitere Informationen gibt es auf dieser Internetseite.

 













 
Eine weitere Erfolgsbilanz kam vor einigen Wochen aus Krefeld. Die dortige SWK hatte im Oktober als erstes Unternehmen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr eine Kundengarantie eingeführt. Dabei werden den Fahrgästen vor allem die Pünkt- lichkeit, aber auch Anschlüsse und Sauberkeit garantiert. Bei einer Verspätung von mehr als zehn Minuten erstattet die SWK den Preis einer Einzelfahrt. In den ersten drei Monaten hatten 640 Fahrgäste davon Gebrauch gemacht, das ent- spricht einem Erstattungsbetrag von rund 1.400 Euro. Aufgrund witterungsbeding- ter Verspätungen meldeten sich in nur einer Januar-Woche zwar 160 Kunden im Rahmen der Pünktlichkeitsgarantie, erfreulicherweise zeigten sich die SWK trotz der "höheren Gewalt" als Ursache aber auch hier kulant. Zudem wurden bereits erste punktuelle Maßnahmen zur Verbesserung der Pünktlichkeit an besonders auffälligen Linien ergriffen, so zum Beispiel in Form veränderter Umläufe auf der Linie 069 zwischen Krefeld und Kempen, die durch Staubildung in Krefeld-Hüls oft besonders vespätet war.

Ob Netzreform im Kreis Viersen oder die Maßnahmen der SWK wie die Pünktlichkeitsgarantie oder das ebenfalls im Oktober gestartete neue Krefelder Nachtnetz: Mit solchen Vorhaben wird die Position des öffentlichen Nahverkehrs gestärkt. In Mönchengladbach droht dem Busverkehr hingegen einmal mehr Ungemach: Aufgrund der gesunkenen Netzentgelte im Strom- und Gasbereich ist der Gewinn dieser Sparten der NVV gesunken, der aber zur Verrechnung der Verluste aus dem Nahverkehr und dem Bäderbetrieb benötigt wird. Zur Zeit läuft deshalb eine Untersuchung des Mönchengladbacher Busliniennetzes, die Ergebnisse sollen in der zweiten Jahreshälfte vorliegen. Der bis dahin neu gewählte Rat der Stadt muss dann entscheiden, ob Einschnitte im Nahverkehrsangebot erfolgen sollen.

Wie eng die finanzielle Situation des Busverkehrs in Mönchengladbach ist, hat auch der Fall der neuen Linie 014 zwischen Rheydt und dem Nordpark gezeigt: Die Neueinrichtung muss aus dem bestehenden Angebot finanziert werden, zusätzliche Mittel gibt es nicht. Dadurch bedingt kommt es aber immer wieder zu punktuellen Einsparungen im Netz auch an solchen Stellen, an denen sie eigentlich nicht vertretbar sind, wie in den letzten Jahren bereits mehrfach insbesondere im Rheydter Teilnetz praktiziert. Zudem zeigt der Fall der Linie 014 aber ein weiteres Mal auf, dass eine völlige Überarbeitung des historisch gewachsenen Liniennetzes dringend erforderlich wäre. Mit einer konsequenten Neuaufstellung könnten nicht nur die begrenzten finanziellen Mittel für den ÖPNV effektiver eingesetzt, sondern damit sicherlich auch positive Nachfragewirkungen ausgelöst werden.

Viersen und Besigheim, im März 2009

Manuel Bosch