Omnibusschnellverkehr am linken Niederrhein

Ende der achtziger Jahre des inzwischen vergangenen Jahrhunderts führte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) für den Omnibusverkehr drei Produktbezeichnungen ein: als "StadtLinien" wurden die Grundlinien bezeichnet, für höherwertige, zumeist innerstädtische Verbindungen die Bezeichnung "CityExpress" eingeführt und für den städteverbindenden Schnellverkehr entstand das Produkt "StädteSchnellBus". Für die CityExpress- und StädteSchnellBus-Linien sahen die Produktrichtlinien eine Mindest-Taktfrequenz von 60 Minuten sowie ein einheitliches Lackierungsschema vor. Ende der neunziger Jahre entfielen die Sonderlackierungen bei vielen Betrieben zugunsten einheitlicher Corporate Designs der einzelnen Verkehrsbetriebe. Mit dem Jahrtausendwechsel ging bei neu eingerichteten Linien schließlich auch die Zusammenfassung der Produkte CityExpress und StädteSchnellBus im neuen "SchnellBus" einher.

Auch am linken Niederrhein wurden verschiedene Schnellverbindungen eingerichtet. Die Entwicklung im Kreis Viersen und in Mönchengladbach stellt niederrheinbus.de im folgenden Blickpunkt nach Liniennummern geordnet ausführlich dar.

CE89 Viersen-Dülken - Viersen - Viersen-Helenabrunn (- Mönchengladbach Hbf.)
Als einzige CityExpress-Linie am linken Niederrhein wurde im Mai 1991 die Linie CE89 der Viersener Verkehrs-GmbH (VVG) zwischen Viersen-Dülken und Mönchengladbach in Betrieb genommen. Auf dem Abschnitt vom Viersener Stadtteil Dülken über die Innenstadt nach Viersen-Helenabrunn wird ein Halbstundentakt angeboten, stündlich verkehren die Wagen weiter bis zum Hauptbahnhof des benachbarten Mönchengladbach. Die Linie entstand durch Umwandlung der Linien 084 und 089, es wurden jedoch weiterhin alle Haltestellen des Linienweges bedient.
Zur Eröffnung der Linie beschaffte die VVG zu Beginn des Jahres 1991 jeweils einen Mercedes-Benz O 405 und einen MAN SL 202, die als Wagen 15 und 90 in den Bestand eingereiht wurden und die standardisierte CityExpress-Lackierung erhielten. Außerdem wurden mit den Wagen 77 und 91 zwei MAN SL 202 aus dem Jahre 1986 umlackiert, da die Linie CE89 vier Umläufe aufweist. Im Jahre 1996 wurden diese beiden MAN SL 202 durch zwei neue EvoBus MB O 405 N2 mit den Wagennummern 62 und 63 ersetzt, die ebenfalls mit der CityExpress-Farbgebung versehen wurden. Als Ersatz für die Wagen 15 und 90 kamen im Herbst 1999 zwei in weißer Grundfarbe gehaltene MAN A21 (NL 223) zum Einsatz, die jedoch bereits einige Monate später durch die beiden in der StadtLinie-Farbgebung lackierten EvoBus MB O 405 N2 mit den Nummern 65 und 67 abgelöst wurden. Seitdem werden im Regelfall alle vier EvoBus MB O 405 N2 der heutigen niederrheinwerke auf der Linie CE89 eingesetzt, das Fahrpersonal stellt die private West-Bus GmbH.

Aufnahme: Die Aufnahme zeigt den Wagen 63 am 26.05.2001 nahe des Viersener Bahnhofes auf dem Weg nach Mönchengladbach.

SB1 Mönchengladbach Hbf. - MG-Rheydt - MG-Wickrath
Obwohl diese Linie über die niedrigste Nummernbezeichnung einer SchnellBus-Linie im VRR verfügt, wurde sie erst im September 2001 eingerichtet und entspricht nicht mehr dem traditionellen "StädteSchnellBus", sondern weist vielmehr den Charakter einer CityExpress-Linie auf. Nach jahrelanger Planung konnte die Niederrheinische Versorgung und Verkehr AG (NVV) eine im Halbstunden-Takt bediente Schnellverbindung auf der innerstädtischen Hauptachse in Mönchengladbach zwischen den Zentren von Alt-Mönchengladbach und des eingemeindeten Stadtteils Rheydt einrichten. Es werden 12 Haltestellen bedient, die Fahrzeit beträgt pro Richtung 22 Minuten. Eingesetzt werden auf den beiden Kursen Niederflur-Solobusse der jüngeren Lieferserien.

Aufnahme: Erst wenige Wochen im Einsatz stand der MAN A21 (NL 223) mit der Nummer 0207, der am 02.09.2002 als Linie SB1 an der Musical-Bühne in der Innenstadt von Mönchengladbach aufgenommen werden konnte.

SB4 Mönchengladbach-Rheydt - MG-Giesenkirchen
Als zweite innerstädtische Schnellverbindung der NVV in Mönchengladbach wird seit dem September 2002 die Linie SB4 bedient. Im Halbstundentakt werden sechs Haltestellen angefahren, mit einer Fahrzeit von lediglich 11 Minuten pro Richtung dürfte der SB4 zu den kürzesten SchnellBus-Linien im Bundesgebiet gehören. Am Marienplatz in Rheydt besteht ein abgestimmter Anschluss auf die Linie SB1. Mit Einrichtung der Linie SB4 wurde das Angebot auf der Linie 024 zwischen Rheydt und Giesenkirchen eingeschränkt. Der einzige benötigte Umlauf wird ebenfalls mit einem Niederflur-Solobus bedient.

Aufnahme: Am Marienplatz in Mönchengladbach-Rheydt steht der Wagen 0102, ein MAN A21 (NL 223), am 28.09.2002 zur Fahrt nach Giesenkirchen bereit.

SB83 Mönchengladbach Hbf. - Schwalmtal-Waldniel - Niederkrüchten - Niederkrüchten-Elmpt
Im Mai 1992 richteten die damaligen Stadtwerke Mönchengladbach eine Schnellverbindung von Mönchengladbach über Schwalmtal-Waldniel und Niederkrüchten bis an die niederländische Grenze in Niederkrüchten-Elmpt ein, die als Linie SB83 bezeichnet wurde. Die im Stundentakt verkehrende Linie ersetzte auf Teilabschnitten die Linien 013 und 033, zur Anbindung der Stadt Brüggen wurde ab Niederkrüchten die Linie 012 nach Brüggen neu eingerichtet. Mitte der neunziger Jahre erfolgte außerdem die Verlängerung der Linie SB83 am Endpunkt um eine Haltestelle von Elmpt Deutsches Zollamt bis Elmpt Grenze, wo ein Anschluss an die niederländische Buslinie nach Roermond eingerichtet werden konnte. Es werden 13 Haltestellen angefahren, die Fahrzeit liegt bei 45 Minuten.
Zur Betriebsaufnahme wurden zwei der zehn im Jahre 1992 in Stadtausführung beschafften MAN SL 202, die Wagen 9209 und 9210, mit Gepäckablagen sowie der StädteSchnellBus-Lackierung versehen. Im Herbst 2000 wurden sie durch zwei MAN A23 (NG 263) mit den Wagennummern 0077 und 0078 ersetzt, welche die reguläre Unternehmenslackierung der NVV tragen. Zur Gewährleistung eines ausreichenden Sitzplatzangebotes - auf einem Teilabschnitt werden zwei Autobahnen befahren - verfügen sie im Gegensatz zu den im gleichen Jahr beschafften 16 Gelenkbussen gleichen Typs über eine durchgehende Reihenbestuhlung hinter dem Gelenk statt des Stehperrons gegenüber Tür 3 sowie der "Konferenzbestuhlung" im Heckbereich.

Aufnahme: Einer der beiden für die Linie SB83 beschafften MAN A23 (NG 263), der Wagen 0077, konnte am 11.07.2002 an der Haltestelle Waldniel Kirche aufgenommen werden; beachtenswert die "SB"-Tafel in der Frontscheibe.

SB86 Viersen - Willich-Schiefbahn - Kaarst - Düsseldorf
Bereits im Spätsommer 1988 wurde zur schnellen Anbindung der Kreise Viersen und Neuss an die Landeshauptstadt Düsseldorf die Linie SB86 der Busverkehr Rheinland GmbH (BVR) mit Sitz in Düsseldorf in Betrieb genommen. Zwischen Düsseldorf und Kaarst wurde ein Halbstundentakt, bis Viersen ein Stundentakt angeboten. Speziell für diese Linie wurden zwei Setra SG 221 UL beschafft, allerdings kamen auch Solo-Überlandbusse verschiedener Bauarten zum Einsatz. Mit Eröffnung der REGIOBAHN von Mettmann über Düsseldorf nach Kaarst wurde die Linie SB86 im Jahre 2000 auf den Abschnitt Kaarst - Viersen beschränkt, der im Stundentakt bedient wurde. Aufgrund der geringen Fahrgastzahlen erfolgte zum Fahrplanwechsel Anfang Januar 2003 die Einstellung des Verkehrs.

Aufnahme: Die StädteSchnellBus-Lackierung des auf das Kennzeichen D-BV 6002 zugelassenen Setra S 315 NF der BVR ist durch die Werbung teilweise verdeckt, als er im Sommer 2001 an der Endstelle Kaarster See in Kaarst auf die Abfahrt nach Viersen wartet.

SB87 Viersen - Willich-Anrath - Kempen - Grefrath - Nettetal-Lobberich
Ursprünglich wurde diese heute durchgehende Linie im Mai 1992 als zwei getrennte Linien SB87 Viersen - Kempen und SB85 Kempen - Nettetal-Lobberich eingerichtet. Im Jahre 2000 erfolgte die durchgehende Bezeichnung als Linie SB87, die Liniennummer SB85 wurde daraufhin für den bislang als Ast der Linie SB86 geführten Abschnitt Düsseldorf - Neuss Neusserfurth verwendet. Mit der Linie SB87 wurde im Jahre 1992 erstmals eine direkte Verbindung zwischen Viersen und Kempen hergestellt, die Linie SB85 wertete das Angebot zwischen Kempen und Lobberich erheblich auf. Bei einem Stundentakt werden zwei Kurse benötigt, von denen einer durch die VVG bzw. heutzutage die niederrheinwerke und einer durch die BVR bedient werden.
Während die BVR alle Fahrzeugtypen einsetzt und inzwischen auch Subunternehmer auf der Linie SB87 verkehren lässt, beschaffte die VVG zur Linieneinrichtung einen MAN SL 202 in Überlandausführung. Er erhielt die Wagennummer 17 und wurde mit der StädteSchnellBus-Lackierung versehen. Erst im August 2002 wurde dieser Wagen nach weit über einer Million gefahrener Kilometer durch einen als Wagen 93 bezeichneten MAN A21 (NL 263) ersetzt, der die neue Unternehmenslackierung der niederrheinwerke aufweist. Das Fahrpersonal stellt seit dem Jahre 1996 die West-Bus GmbH.

Aufnahme: Der in der regulären Farbgebung der BVR gehaltene Setra S 319 NF mit der Zulassung D-BV 8106 wurde am 30.12.2002 am Bahnhof in Kempen im Einsatz auf der Linie SB87 angetroffen.

SB88 Viersen - Niederkrüchten-Elmpt - Brüggen
Zur Attraktivitätssteigerung des Nahverkehrsangebotes im Kreis Viersen wurde im September 1988 die Linie SB88 zwischen Viersen und Niederkrüchten-Elmpt durch die Stadtwerke Mönchengladbach eingerichtet. Aufgrund der erwarteten geringeren Nachfrage sowie gering zu haltender Betriebskosten wurde abweichend von den Produktrichtlinien des VRR lediglich ein Zwei-Stunden-Takt eingerichtet. Zum Einsatz kam ein als Wagen 101 bezeichneter Neoplan Midi-Bus, der für diesen Einsatzzweck eine neue Inneneinrichtung sowie eine Lackierung im StädteSchnellBus-Design erhielt. In der ersten Hälfte der neunziger Jahre wurde er durch den MAN SL 202 mit der Wagennummer 9208 ersetzt, der in die SchnellBus-Farben umlackiert wurde. Im Sommer 1999 wurde die Verbindung über Niederkrüchten hinaus bis Brüggen verlängert, die Fahrzeit beträgt seitdem 52 Minuten bei 12 bedienten Haltestellen. Außerdem wurden fortan Niederflurbusse aller Serien mit Fahrpersonal der West-Bus GmbH eingesetzt. Anfang April 2002 übernahm das private Busunternehmen Kremers aus Wassenberg im Auftrag der NVV die Bedienung der Linie SB88.

Aufnahme: Das im Auftrag der NVV verkehrende Busunternehmen Kremers aus Wassenberg setzte am 10.04.2002 den auf das Kennzeichen HS-NF 27 angemeldeten Setra S 315 NF ein, der am Bahnhof in Viersen aufgenommen wurde.