Änderungen zum Fahrplanwechsel am 09.01.2005:
Eine Zwischenbilanz nach zwei Wochen

Zum Fahrplanwechsel am 09.01.2005 wurde im Kreis Viersen das sogenannte "Neue BusNetz im Kreis Viersen" eingeführt, über das wir in unserem aktuellen Blickpunkt ausführlich berichten. Nach inzwischen mehr als zwei Wochen soll an dieser Stelle eine Zwischenbilanz gezogen und auf aktuelle Entwicklungen hingewiesen werden.

Fahrplanergänzungen
Einige grundsätzliche Ergänzungen des Fahrplans der Niederrheinischen Versorgung und Verkehr AG (NVV) in Mönchengladbach wurden bekannt. Auf der Linie 009 wird sonntags zwischen 13 und 19 Uhr jede zweite der halbstündlichen Fahrten von Ohlerfeld nach Mönchengladbach Hauptbahnhof bis nach Viersen-Helenabrunn Wegweiser verlängert, so dass auf dem Abschnitt zwischen Mönchengladbach Hauptbahnhof und Wegweiser ein Halbstundentakt mit der Linie 019 besteht. Bei der Linie 013 wurde eine zusätzliche Frühfahrt um 5:09 ab Niederkrüchten Sparkasse nach Mönchengladbach Hauptbahnhof eingerichtet, bei der jedoch in Schwalmtal-Waldniel Kirche umgestiegen werden muss.

Betriebsablauf
Auch nach der Umstellung der Linien 013 und 023 der NVV - die Linie 013 verkehrt nur noch stündlich, die Linie 023 dazu versetzt im 20/40-Minuten-Takt mit je einer Fahrt bis Hardt und bis Hauptquartier - sind die Umläufe in Mönchengladbach am Hauptbahnhof verknüpft, so dass dort eine Wendezeit von 23 Minuten zum Ausgleich von Verspätungen besteht; auf den benötigten vier Kursen kommen drei Gelenk- und ein Solowagen zum Einsatz. Die Linie 019 erhielt ebenso eine sogenannte "überstürzte Wende" in Mönchengladbach-Rheydt Hauptbahnhof mit einer Wendezeit von 20 Minuten, wodurch die Pünktlichkeit spürbar verbessert werden konnte. Auf der Linie 009 verkehren nach der Verkürzung bis Viersen-Helenabrunn Wegweiser ganztägig alle Umläufe mit Solowagen statt der bisherigen teilweisen Gelenkbuseinsätze ab der Mittagszeit.

Die Kraftverkehr Schwalmtal von der Forst GmbH & Co. KG (KVS) bedient im Auftrag der NVV den neu eingerichteten zweiten Umlauf der Linie SB88 zwischen Viersen und Brüggen, während der bisherige Kurs weiterhin von der Firma Kremers aus Wassenberg gefahren wird. Im Auftragsverkehr der Stadtwerke Krefeld MOBIL GmbH (SWK) kam es zu Leistungsverschiebungen durch das neue Fahrplangefüge - auffällig ist der Subunternehmer-Einsatz an Sonntagen, so dass neben den Privatunternehmen nur noch Fahrpersonal der West-Bus GmbH mit Fahrzeugen der SWK, jedoch kein SWK-eigenes Personal mehr im Einsatz ist.

Einsatzwagen
Im Rahmen des neuen Fahrplans kam es zu einigen Änderungen in den Umläufen der nicht in den Fahrplänen aufgeführten Einsatzwagen - insbesondere in den Bereichen, in denen im Rahmen der Liniennetz-Neukonzeption Linien ausgedünnt wurden. So verkehren nach Verkürzung der Linie 009 morgens von Viersen-Süchteln in Richtung Mönchengladbach zur Linie 019 zwei Einsatzwagen mit Gelenkbussen, dabei einer bis Mönchengladbach Lochnerallee sowie einer bis Mönchengladbach Hauptbahnhof. In Gegenrichtung wurde dagegen die Zahl der Einsatzwagen aus Richtung Mönchengladbach-Rheydt bis Lochnerallee von zwei auf einen reduziert.

Nach starken Protesten im Raum Willich-Schiefbahn wurden in den ersten Tagen nach dem Fahrplanwechsel auch im Bereich der ausgedünnten Linie 036 der NVV mehrere zusätzliche Einsatzwagen eingeführt, um den Schulschlusszeiten gerecht zu werden. Die SWK richtete ebenso kurzfristig im Bereich Kempen weitere Schülerfahrten ein, die im ursprünglichen Plan nicht vorgesehen waren.

Proteste gegen den neuen Fahrplan
Schon in der ersten Woche nach Inkrafttreten des neuen Fahrplans kam es zu massiven Protesten seitens der Fahrgäste, über die in der lokalen Presse ausführlich berichtet wurde. Insbesondere wurden gestrichene Direktverbindungen, lange Umsteigezeiten und daraus resultierende Fahrzeitverlängerungen bemängelt. Ein besonderer Problempunkt ist auch der Schülerverkehr, der in der Neukonzeption offenbar nicht die notwendige Berücksichtigung fand. Im Folgenden sollen die größten Kritikpunkte zusammengestellt werden.

- Schülerverkehr: Durch die Verschiebung der Taktlagen kommt es auf mehreren Linien zu dem Problem, dass die Ankunfts- bzw. Abfahrtszeiten der im Allgemeinen grundsätzlich nur noch stündlich verkehrenden Busse nicht mit den Schulbeginn- bzw. Schulschlusszeiten korrespondieren. Dadurch kommt es für die Schüler zu langen Wartezeiten oder nicht rechtzeitigem Eintreffen zum Schulbeginn. Durch - wie auch bislang schon üblich - nicht im Fahrplan veröffentliche und daher schwierig nachvollziehbare Schulverstärker soll kurzfristig Abhilfe geschaffen werden.

- Linie 019: Nach Verkürzung der Linie 009 auf den Mönchengladbacher Abschnitt wurde das Angebot zwischen der Stadtgrenze Mönchengladbach und Viersen-Süchteln um 50 Prozent verringert. Entsprechend groß ist die Auslastung der verbleibenden Linie 019 insbesondere im Schülerverkehr, auch die verlängerten Umsteigezeiten - bedingt durch die nunmehr nur noch alle 20 statt bisher alle 10 Minuten verkehrenden Busse der Relation Viersen-Süchteln - Viersen - Mönchengladbach - stoßen auf Kritik.

- Linie 036: Durch die Reduzierung des bisherigen 20-Minuten-Takts auf einen Stundentakt ab der Stadtgrenze Mönchengladbach waren auch die Schüler der Schulen in Willich-Schiefbahn betroffen. Nach massiven Protesten wurden den Schulzeiten angepasste Einsatzwagen eingerichtet, um ein nachfragegerechtes Angebot im Schülerverkehr herzustellen. Problematisch ist weiterhin die Information über diese nicht im Fahrplan aufgeführten Fahrten, so dass die Verunsicherungen bei Schülern und Eltern nicht restlos beseitigt werden konnten.

- Linie 066: Nach der Verkürzung der Linie 066 auf den Abschnitt Viersen-Süchteln - Kempen formierte sich im bisher bedienten Abschnitt von Kempen über St. Hubert nach Krefeld Protest über die nun deutlich verschlechterte Anbindung, auch der Entfall dieser zweiten Busverbindung - neben der weiterhin existierenden Linie 069 - zwischen Kempen und Krefeld wurde äußerst negativ beurteilt.

Die zuständige Verkehrsgesellschaft des Kreises Viersen (VKV) war in den letzten beiden Wochen um Schadensbegrenzung bemüht. In Abstimmung mit den zuständigen Verkehrsunternehmen - insbesondere der NVV und der SWK - wurden im Schülerverkehr punktuelle Sofortmaßnahmen getroffen. Ob es mittelfristig zu weiteren spürbaren Nachbesserungen kommen wird, bleibt indes abzuwarten.


K O M M E N T A R

Die grundsätzliche positive Bewertung des neuen Busnetzes im Kreis Viersen, die wir in unserem Editorial im Dezember vornahmen, bleibt auch zwei Wochen nach Inkrafttreten des neuen Fahrplans bestehen - die dort aufgeführten Gründe sind hinreichend. Doch in den dort bereits erwähnten drei großen Kritikpunkten sind die Befürchtungen eingetreten: Die Verkürzungen und Ausdünnungen bei den Linien 009, 036 und 066 haben zu Irritationen und einer Flut von Beschwerden geführt.

Neben der allgemeinen Verschlechterung des Nahverkehrsangebotes in diesen Bereichen wurde aber insbesondere der Schülerverkehr deutlich stärker getroffen, als anzunehmen war. Offenbar wurde diesem in der Neukonzeption der Verkehrsgesellschaft des Kreises Viersen (VKV) nicht die erforderliche Bedeutung zugemessen - dabei hat der Schülerverkehr gerade im ländlichen Raum den größten Anteil der Fahrgäste am Gesamtaufkommen zu verzeichnen. In Presseberichten spricht die VKV von Abstimmungsproblemen mit dem Kölner Beratungsunternehmen, welches das neue Netz für den Kreis Viersen ausgearbeitet hat, eine Verschlechterung des Schülerverkehrs sei zu keiner Zeit Absicht der VKV gewesen.

Ein solcher Patzer ist nicht nur schlichtweg peinlich, sondern schadet auch ganz enorm dem Ansehen der VKV und des öffentlichen Nahverkehrs allgemein. Das prinzipiell mit guter Absicht ausgearbeitete neue Netz mit grundsätzlich akzeptablen Veränderungen in den Fahrplänen startet mit Irritationen und Beschwerden und damit einem negativen Image. Die VKV hat sich damit das Leben selbst schwer gemacht - eine angemessene Berücksichtigung des Schülerverkehrs hätte die Beschwerdenflut sicherlich vermeiden lassen.

Neben den Fahrgästen gibt es noch eine weitere Gruppe von Leidtragenden: Die Verkehrsunternehmen selbst. Denn sie sind nur dafür zuständig, die Leistungen zu bedienen, mit denen sie von der VKV als Planungsbehörde beauftragt werden. Die VKV tritt jedoch nirgends in Erscheinung, sondern die Verkehrsbetriebe sind für die Kunden die scheinbar Schuldigen, steht doch ihr Name auf Fahrplänen und Fahrzeugen. Entsprechend geraten die Unternehmen zu Unrecht in ein schlechtes Licht und erhalten als erste Ansprechpartner der Kunden die Beschwerden. Durch die nachträglich und kurzfristig eingeführten Einsatzwagen, die nicht im Gesamtkonzept koordiniert wurden, werden zudem ihre Fahrzeug- und Dienstpläne strapaziert, so dass im Endeffekt die gleiche Anzahl an Omnibussen und Fahrern benötigt wird wie vorher, damit aber vielfach nur noch punktuelle Einsatzwagen gefahren werden statt durchgehender Umläufe und die Kosteneinsparungen der VKV somit auf dem Rücken der Verkehrsbetriebe ausgetragen werden. Ein Detail am Rande: Betroffen hiervon sind mit der NVV, der SWK und der Busverkehr Rheinland GmbH nahezu ausschließlich Unternehmen, die außerhalb des Kreises Viersen angesiedelt sind.

Aus Sicht der Kunden ist die schnelle Reaktion der VKV auf Probleme im Schülerverkehr anzuerkennen. Wichtig ist jedoch, dass die kurzfristigen Änderungen auch publik gemacht werden - nicht in den Fahrplänen stehende Einsatzwagen sind schwer nachzuvollziehen und können die Verunsicherung bei Schülern und deren Eltern nicht restlos beseitigen. Zudem ist spätestens zum nächsten Fahrplanwechsel zu überprüfen, inwiefern die kurzfristig eingeführten Zusatzwagen als reguläre Fahrten in den Fahrplan aufgenommen und vor allem koordiniert in das Gesamtkonzept eingefügt werden können. Gerade bei den Linien 009, 036 und 066 scheint noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein, nachdem deren Verkürzungen und Ausdünnungen nicht nur zu fahrplantechnischen, sondern auch zu kapazitativen Problemen geführt haben. Eine Anpassung und übersichtliche Gestaltung des Gesamtfahrplans inklusive der Schülerfahrten ist daher unabdingbar.