Der Kommentar: Sternenhimmel am Niederrhein

Nach fünf Jahren ausschließlicher Lieferung von MAN-Omnibussen wird am linken Niederrhein in diesem Jahr ein Markenwechsel vollzogen: Erstmals seit dem Jahre 1997 werden wieder Omnibusse mit dem Stern auf der Front beschafft. Die Abkehr vom Löwen war längst fällig - hohe Schadanfälligkeit, mangelhafte Verarbeitung und schlechte Kritiken von Fahrgästen wie Fahrpersonal sprechen eine eindeutige Sprache. Dennoch kamen vier Serien der MAN-Bauarten A21 und A23 nach Viersen und Mönchengladbach, bevor die Verkehrsbetriebe nun zum Citaro von EvoBus Mercedes-Benz wechseln.

Ob dadurch alles besser wird, steht allerdings buchstäblich in den Sternen. Denn auch der Citaro bereitete besonders in den ersten Jahren seiner Fertigung vielfältige Probleme. Doch spätestens seit der Umstellung auf Euro 3-Motoren scheint die Qualität der Fahrzeuge aus Mannheim wieder ein höheres Niveau erreicht zu haben - so dass durchaus Hoffnungen auf bessere Leistungen als bei den bisherigen MAN-Omnibussen gehegt werden können. Denn eines darf zweifelsfrei festgehalten werden: schlimmer als bisher kann es kaum mehr werden.

Abseits jeglicher Vorlieben für bestimmte Marken und Produkte muss ein Linienbus heutzutage hohe Anforderungen erfüllen. Die Verkehrsunternehmen erwarten zuverlässige und robuste Fahrzeuge, die sich durch einen geringen Wartungsaufwand und geringe Kosten bei Instandhaltung und Betrieb - dazu zählt beispielsweise auch der Verbrauch - auszeichnen. Die Erwartungen des Fahrgastes sind primär geprägt durch den Wunsch nach einer möglichst hohen Beförderungsqualität, die durch eine entsprechende Gestaltung des Fahrgastraumes geboten werden kann. Darüber hinaus ist jedoch auch für den Kunden die Zuverlässigkeit eines Fahrzeuges von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Und letztlich erwarten die Busfahrer einen angenehmen Arbeitsplatz, der ihnen die Wahrnehmung aller Pflichten und Aufgaben bei möglichst geringer Beanspruchung bieten kann.

Es werden nie alle Ansprüche und Wünsche von einem Produkt erfüllt werden können. Doch in der Vergangenheit konnten selbst elementare Anforderungen nicht eingehalten werden - mit den negativen Folgen für Betriebe wie für Fahrgäste. Ob der jetzige Markenwechsel Besserungen mit sich bringt, wird sich zeigen müssen. Zu wünschen wäre es jedoch allen Beteiligten, den Unternehmen und dem Fahrpersonal wie auch den Fahrgästen.

Am linken Niederrhein ist die Zeit gekommen für "reife Citronen" statt "schwacher Löwen". So bleibt zu hoffen, dass die Omnibusse mit dem Stern die in sie gestellten hohen Erwartungen erfüllen können. Der Markenwechsel war notwendig - nun liegt es an der Mannheimer Busbaukunst, dass auf den Sternenhimmel am Niederrhein kein böses Erwachen folgt.